Samstag, 8. November 2008

Yin und Yang


Yin und Yang ☯ (chin. 陰陽 / 阴阳, yīn yáng) sind zwei Begriffe aus der chinesischen Philosophie, die anwendbar sind auf alle Bereiche der Wissenschaft und auch der Kunst.

Im philosophischen Denken hat man die beiden Begriffe, von ihren Grundbedeutungen ausgehend, sinngemäß zur Bezeichnung weiterer Prinzipien und Sachverhalte herangezogen. Dabei wurde alles, die gesamte Erscheinungs- und Vorstellungswelt in diese Zweiteilung einbezogen. Entsprechend dem Aufblühen und der Belebung der Natur in der warmen Jahreszeit stand Yang auch für alles Aktive, Zeugende, Belebende, Schöpferische, sich Ausdehnende, Glänzende, Äußere, Yin entsprechend den winterlichen Qualitäten für alles Passive, Verborgene, sich Zusammenziehende, Matte, Innere. Den gedanklichen Hintergrund bildete stets der Kreislauf der Jahreszeiten und die ihn spiegelnde rhythmische Ordnung des Kalenders, insbesondere auch die vom Kalender festgelegten Riten und Feste. Sehr wesentlich war auch die Zuordnung von Yang zum Männlichen (und damit generell zum Harten), Yin zum Weiblichen (und damit generell zum Weichen), denn die altchinesische Gesellschaft war tief vom Geschlechtergegensatz geprägt; Männer und Frauen standen sich wie zwei konkurrierende, miteinander wetteifernde, aber auch zum Einvernehmen bereite Verbände gegenüber. Diesem Einvernehmen entsprach die Idee einer rituellen Hochzeit von Yin und Yang. In der kosmischen Ordnung fand diese Hochzeit zu jeder Tagundnachtgleiche statt.

Yin und Yang sind nach chinesischer Auffassung nicht antagonistisch, sondern komplementär. Ihr Gegensatz ist relativ, niemals absolut (etwa im Sinne westlicher Vorstellungen von Gut und Böse). So ist der Vater Yang, der Sohn seinem Vater gegenüber Yin, doch seinen eigenen Söhnen gegenüber Yang. Yin und Yang sind keine Substanzen, keine Gattungen oder Arten, auch keine Kräfte, sondern zwei Klassen von Eigenschaften, zwei Gruppen von Aspekten der Wirklichkeit, auf deren unterschiedlicher Kombination alle Erscheinungen beruhen.

Yin und Yang ergänzen und bedingen einander und lösen einander in rhythmischem Wechsel ab, wobei in allem der Himmel für die irdischen Verhältnisse Vorbild ist. Das eine kann nicht ohne das andere existieren. In ihrem Wechselspiel und Zusammenwirken zeigt sich die Weltordnung, zeitlich ebenso wie räumlich. So betrachtet erscheint keines der beiden als wichtiger oder als moralisch überlegen. Allerdings findet man in der daoistischen Philosophie eine deutliche Bevorzugung des Yin, das dadurch faktisch überlegen wirkt; dort wird immer wieder betont, dass das Weiche (Yin) das Harte (Yang) besiegt. Im Konfuzianismus hingegen ist faktisch ein klarer Vorrang des Yang gegeben, was sich in der patriarchalen Grundhaltung der Konfuzianer und ihrer Betonung des Vorrangs des Älteren gegenüber dem Jüngeren äußert.

Ein Beispiel aus dem Taiji:

Frage: Schau einen Stock an - sein eines Ende ist Yin, das andere Yang. Welches ist wichtiger?
Antwort: Der Stock selbst ist wichtig!

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